Berlinreise der 3HSG

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New York City schläft nie? Von wegen! Berlin schläft nie. Rückblickend betrachtend würde ich die Eindrücke, mit denen ich in der Großstadt konfrontiert wurde, in diesen drei Worten zusammenfassen. Berlin hat mit 3,6 Mio. nahezu doppelt so viele Einwohner wie Wien mit fast 2 Mio., dementsprechend mehr ist auf den Straßen los. Damit lässt sich aber auch wiederum das soziale Milieu erklären.

Neben der Obdachlosigkeit hat die Bundeshauptstadt auch mit Kriminalität und Armut zu kämpfen. Ob das der Grund ist, warum man mit wenig Budget in Berlin meist gut essen gehen kann? Das christliche Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“ (welche wir besucht hatten) zeigte sogar auf, dass mehr als 4,5 Mio. Kinder in Deutschland in finanzieller und oft auch emotionaler Armut leben.

Bei einer Meinungsumfrage, die wir durchführen mussten, durfte ich einen pensionierten Journalisten befragen, wie sicher er sich in Berlin fühle. Als Antwort gab er mir zu verstehen, dass er weder eine Frau sei noch zu einer anderen Minderheitsgruppe zähle, er sich daher also sicher fühlen kann. Bei der Frage wie er die Obdachlosigkeit einstufe, meinte er, dass er sie in seinen Augen zwar nicht als Problem für sich empfinde, für die Gesellschaft, in der er lebe, jedoch schon.

Wir hatten zahlreiche Programmpunkte, unter anderem auch den Frauentreff „Olga“, eine Beratungsstelle für drogenkonsumierende Frauen, Transfrauen und Sexarbeiterinnen. Anfangs war ich etwas skeptisch, weil es logischerweise nicht der gängigste aller Berufe ist - Sexarbeiterin. Nach dem Vortrag weiß ich aber, dass es für viele Frauen die einzige Möglichkeit ist, ihre Familien in ihren Heimatländern zu unterstützen oder sogar am Leben zu erhalten. Der Gedanke, der dahintersteckt, hat mich berührt und mir gezeigt, dass Vorurteile wieder einmal nur das Bild der Realität verzehren und deshalb aus der Welt geschafft gehören.

Diese sechs Tage haben uns allen sehr gutgetan. Wir hatten die Möglichkeit eine für viele (auch mich) noch unbekannte Stadt zu erkunden und den Alltagsstress in Wien vorübergehend hinter uns zu lassen. Das Programm beinhaltete Geschichtliches, Kulturelles und die eigentlichen sozialen Einrichtungen, für die wir hergekommen waren (siehe oben). Es war bestimmt für jeden einzelnen etwas dabei, an dem sich das Herz erfreuen konnte. Mein persönliches Highlight, an das ich gerne immer und immer wieder zurückdenke, war die ARISE Grand Show. Ich kann gar nicht in Worte fassen wie überwältigend die Vorstellung war. Ich habe in diesen zwei Stunden fast alle Emotionen durchlebt, die es gibt, wobei Freude meist dominierte. Ich habe mitgefiebert, mitgefühlt, mitgetanzt (sofern es möglich war) und miterlebt.

Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, Geschichte so nah und echt erfahren zu können. Wir denken zwar immer, dass alles weit in der Vergangenheit zurückliegt, die Berliner Mauer beispielsweise aber fiel vor knapp über 30 Jahren. Die East Side Gallery entlangzulaufen, im gleichen Moment aber zu wissen, dass das, was heute bestaunt und fotografiert wird, vor nicht allzu langer Zeit Leben getrennt und zerstört hat! Das gilt auch für den Checkpoint Charlie. Der Satz, „An dieser Stelle wären sie damals vermutlich erschossen worden.“, hat mir nicht nur den Schauer über den Rücken laufen lassen, sondern sich auch in mein Gedächtnis eingeprägt.

Das Konzentrationslager Sachsenhausen hat bei mir Trauer ausgelöst. Ich war zutiefst erschüttert und sprachlos. Als wir auf dem Platz standen, auf dem die Juden hingerichtet wurden, bekam ich Gänsehaut am ganzen Körper.

Das Anne-Frank-Zentrum fand ich sehr interessant, weil ich nicht nur Interviews von Zeitzeugen anhören konnte, sondern auch thematisiert wurde, wie heute auch noch Diskriminierung eine Rolle in unserer Gesellschaft spielt.

Anastasija Radomirovic, Sarah Shala, Fjolla Hucaj, 3HSG